"Traurigstes Tagebuch der Welt"

Enisa ist neun Jahre alt und mit ihrer Roma-Familie auf der Flucht aus dem Kosovo in Richtung Deutschland. Sie fliehen vor Krieg und Verfolgung. Dies ist eine wahre Geschichte und ereignete sich in den Jahren 1998 und 1999. Das Stück "Enisas Tagebuch" wurde nun vom Theater Regensburg auf der Bühne der Berufsschule Eichstätt aufgeführt.
Das Schicksal des neunjährigen Flüchtlingsmädchens Enisa stellte das Theater Regensburg bei einer Aufführung an der Eichstätter Berufsschule dar.

Eichstätt (zba) Enisa ist neun Jahre alt und mit ihrer Roma-Familie auf der Flucht aus dem Kosovo in Richtung Deutschland. Sie fliehen vor Krieg und Verfolgung. Dies ist eine wahre Geschichte und ereignete sich in den Jahren 1998 und 1999. Das Stück "Enisas Tagebuch" wurde nun vom Theater Regensburg auf der Bühne der Berufsschule Eichstätt aufgeführt. Die Jugendsozialarbeiterin Andrea Scheiblhuber hatte das Ensemble nach Eichstätt geholt. Die Veranstaltung war zugleich der Auftakt des Integrationsprojektes "Culture Kitchen" der Berufsschule.

Regisseur und Autor Kurt Raster sowie die Schauspieler Armin Kind und Anna Isabelle Günther spielen die Geschichte des Mädchens Enisa, das zusammen mit ihren Eltern und den drei älteren Geschwistern vor Krieg und Verfolgung im Kosovo flieht.

Was Enisa erlebte, erzählt sie ihrem Tagebuch Tinka. Zunächst schildert sie ihre Kriegserlebnisse: "Und dann mussten wir in den Keller, damit uns die Bomben nicht trafen. Und draußen sah alles auf einmal ganz anders aus, als wir nach vielen Tagen aus dem Keller kamen".  Der "schlimmste Tag", so der Tagebucheintrag, war, als die Männer den Papa mit Knüppeln so schwer schlugen, dass er nicht mehr aufstehen konnte.

Die Flucht führte die Roma-Familie zuerst nach Slowenien und dann nach Deutschland. Traumatisch sind für Enisa auch die Erlebnisse in den Lagern. Von Deutschland wird die Familie zurück nach Slowenien geschickt: "Aber da krachte es plötzlich ganz laut, da packten uns die Männer und schoben uns hinaus." In Slowenien wird der Asylantrag der Familie abgelehnt, und die wahre Geschichte endet mit der verzweifelten Antwort Enisas: " Wir wissen überhaupt nicht, wie es weitergeht. Aber eines weiß ich. Bevor ich das noch einmal erlebe, möchte ich lieber sterben." Nach den vielen schlimmen Erlebnissen nennt Enisa ihr Tagebuch das "traurigste der Welt".

Zwischen den Tagebucheinträgen erklärt Armin Kind den Zuhörern, was Krieg, Verfolgung, Flucht und Menschenrechte bedeuten. In Videoeinspielungen wurden dabei aktuelle weltpolitische Bezüge hergestellt. Sie zeigen, dass nach wie vor der Krieg der Hauptgrund für die Flucht sei. In der anschließenden Diskussionsrunde machten Regisseur und Autor Kurt Raster und die beiden Schauspieler deutlich, dass Krieg, Flucht und Asyl jeden angehen müssen. Dazu der Autor: "Enisas Tagebuch will durch die Aufklärung Verständnis und Mitmenschlichkeit wecken, damit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus keine Chance haben."

Im Anschluss an das Theater hatten sich 30 Schülerinnen und Schüler zum verstärkten, gegenseitigen Engagement entschlossen. Zusammen mit Flüchtlingen, die an der Berufsschule sind, werden sie am Integrationsprojekt "Culture Kitchen" teilnehmen und zum Abschluss dann das Eichstätter Altstadtfest 2016 mit einem kulinarischen Beitrag bereichern.

Von Franz Bauer
Eichstätter Kurier vom 13.01.2016

14.01.2016