Impuls zum 4. Advent

Der vierte Adventssonntag stellt uns vor eine Tür: Die Tür zum Leben. Wer kann uns diese Tür öffnen? Der Schlüssel Davids!

O Schlüssel Davids,
Zepter des Hauses Israel –
du öffnest, und niemand kann schließen,
du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen:
o komm und öffne den Kerker der Finsternis
und die Fessel des Todes!

Die Gebetsanrufe in den letzten sieben Tagen vor Weihnachten werden oft O-Antiphonen genannt. Seit zwei Jahrtausenden steigt in der Adventszeit die Erwartung auf die Ankunft des Messias. Dieser christliche Countdown lenkt unseren Blick auf Jesus und sein Wirken.

 

Wer kennt die Situation nicht: Die Tür fällt ins Schloss, der Schlüssel liegt noch auf dem Küchentisch oder auf dem Beifahrersitz. Nun ist die Verzweiflung groß.  Wie sehnsüchtig warten wir dann auf den Schlüsseldienst bzw. denjenigen, der über den Zweitschlüssel verfügt. Diese sehnsüchtige Haltung hat auch der alttestamentliche Beter, der den Schlüssel Davids, das Zepter des Hauses Israel herbeifleht. Wie dramatisch die Situation ist, zeigen uns die Bilder von Kerker und Fessel, von Finsternis und Tod.

Aber das ist doch lange her, wen interessiert die Historie des Volkes Israel, könnte man denken. Die Frage lautet eher: Was sind unsere Gefängnisse und Ketten? Wodurch fühlen wir uns eingesperrt? Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie empfinden wir die selbst gewählte und verordnete Isolation, den Verlust zwischenmenschlicher Beziehungen als Gefängnis. Jeder Blick, der uns nicht gegönnt ist und jede Berührung, die uns Nähe, Wärme und Zuneigung zeigen könnte und die uns nun verwehrt wird, sind unser Kerker. Auch wir hoffen auf den Retter, den Erlöser, der uns befreit von Angst, Isolation, Einsamkeit, Gottesferne. Je näher Weihnachten rückt, desto klarer wird, wem unsere adventliche Erwartung gilt: Jesus Christus. Jesus hat uns auf ganz neue, einzigartige Weise die Tür zu Gott geöffnet. Durch seine Menschwerdung schließt sich uns der Sinn unseres Lebens auf.

Lassen wir uns von dem "hodie Christus natus est", dem "heute ist uns ein Kind geboren" immer wieder befreien aus den Kerkern und mancher Finsternis, die uns zu überwältigen droht. Der Selige Adolph Kolping hat es für uns so formuliert: "Ich meinerseits vertraue auf Gott und erwarte getrost die kommenden Dinge".

 

Bild: Barbara Flieger

Text: Ewald Kommer

 

20.12.2020

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