Kess-Auffrischer-Workshop

Abenteuer Pubertät 2.0 oder „LED bringt Licht ins Leben“

Dr. Birgit Rank


Corona hat uns den Start vermasselt: 2019 konnte Birgit Rank, Kess-erziehen-Diözesanverantwortliche im Bistum Eichstätt bei Kolping-Erwachsenenbildungswerk, sehr kompetente Kursleiter:innen zur Ausbildung im Format "Abenteuer Pubertät" im Jugendhaus Schloss Pfünz begrüßen. Das Ausbilder-Dreamteam Christof Horst und Elisabeth Amrhein machten die zukünftigen Kess-Referent:innen fit - und alle hatten auch viel Spaß dabei.

Kaum hatten die Trainer:innen ihre Materialien und Kursunterlagen zusammengestellt, kam Corona. Dann halt mal den Kurs verschieben, und verschieben, und verschieben... Irgendwann lagen Manuale, Kärtchen und Plakate wohl bei jedem/r irgendwo in der untersten Schublade.

Das erfuhr Christof Horst, Kess-erziehen-Projektleiter bei der Arbeitsgemeinschaft für Katholische Familienbildung e.V. (AKF) in Bonn und Ausbilder der Kursleiterinnen im Wartestand im Dezember ... und was meinte er: „Komm, da machen wir doch einen Auffrischer-Workshop als Motivation, sich wieder mit dem Thema Pubertät zu beschäftigen.!“

Zentrales Thema war natürlich "Pubertät und Lockdown". Was erleben Jugendliche als Herausforderungen? Was steht bei den Eltern im Fokus der Belastungen? Typische Konfliktfelder ergaben in der digitalen Kleingruppenarbeit folgende Bereiche: Morgendliches Aufstehen, Homeschooling, die Nutzung neuer Medien, Haus“dienste“, Freizeit- und Abendgestaltung.

Christof Horst stellt den Perspektivwechsel ins Zentrum: Er leitete die Referentinnen an, diese Konflikte als Lernfelder bzw. Lernchancen für Eltern wie Jugendliche zu sehen. Er plädiert für ein gemeinsames Ringen um Wertvorstellungen: Was ist dem Jugendlichen in diesem Konfliktfeld wichtig, was den Eltern? Im Hinterkopf hat Christof Horst dabei die Resilienzforschung, die seit Ende 90er, Anfang der 2000er Jahre darauf schaut, was Kinder und Jugendliche brauchen, um sich von einer schwierigen Situation nicht „unterkriegen“ zu lassen1. Und genau diese Erkenntnisse sind jetzt in Zeiten von Lockdown, Homeschooling, Ängsten und Einschränkungen anwendbar.

Was brauchen Kinder und Jugendliche, um „kess durch die Krise“ zu kommen“? Eine sichere Basis in einer stabilen, verlässlichen Bezugsperson, Selbstvertrauen aufgrund von Kompetenzerfahrungen und das Gefühl der Selbstwirksamkeit. Resilienz ist nicht für immer da: Kinder und Jugendliche müssen Resilienz immer wieder trainieren.

Wo bieten also Konfliktsituationen Chancen, diese Fähigkeiten zu trainieren? Hier bringt Christof Horst seinen Slogan „LED bringt Licht ins Leben“ ins Spiel: Für ihn bedeutet LED: „Werte leben, erläutern, diskutieren“. Er möchte den Eltern Lust machen, sich mit ihrem Jugendlichen und dessen Wertvorstellungen auseinanderzusetzen, sich in der Rolle als aktiver und freudiger Sparringspartner des Jugendlichen zu sehen. Ziel der Erziehung ist es, lebensfrohe Menschen zu erziehen. So kann ich als Elternteil mit meinem Sohn/meiner Tochter über meine und seine/ihre Wege, lebensfroh zu sein, diskutieren.

Wie können Eltern die Eigenverantwortung und die Werteintelligenz beim Jugendlichen stärken? Die Workshop-Teilnehmerinnen waren sich einig: durch eine „kesse“ Haltung.

 

1 Vgl. Wustmann, C. (2004). Resilienz: Widerstandsfähigkeit von Kindern im Tageseinrichtungen fördern. Berlin: Cornelsen Scriptor.

 

 

Text (c) Dr. Birgit Rank / Foto (c) Alexandra Rank
09.02.2021