"Ende des billigen Wohlstands" - Weltgebetstag des Internationalen Kolpingwerkes in Neumarkt
Domkapitular und Präses der Kolpingsfamilie Neumarkt, Norbert Winner, setzte in seiner Predigt in der St.-Anna-Kirche bereits das Vorzeichen für den Internationalen Weltgebetstag: Ausgehend vom Tagesevangelium thematisierte er unser Verhältnis zu Gott und unseren daraus resultierenden Lebensstil. Im anschließenden Vortrag ging Dr. Wolfgang Kessler darauf ein, wie wir gerechter und nachhaltiger wirtschaften und leben könnten. Der Ökonom und Publizist aus Frankfurt ging, nach der Begrüßung durch die stellvertretende Vorsitzende der Kolpingsfamilie Neumarkt, Ulrike Bergmeir, auf die Grenzen unseres Wohlstandsmodells ein. Das Verbrennen fossiler Rohstoffe, die Einfuhr billiger Ressourcen und die Ausfuhr von Gütern haben Deutschland zum "Export-Weltmeister" gemacht. Doch je nachhaltiger und klimaschonender produziert werde und je stärker die (Billig-)Konkurrenz weltweit auftrete, desto mehr werde deutlich: Die Probleme des 21. Jahrhunderts können nicht mit den Strategien des 20. Jahrhunderts gelöst werden. Schon seit einiger Zeit sei der Kampf derer, denen der Wandel nicht schnell genug gehen könne, mit jenen, die mit Zähnen und Klauen das Alte verteigen, zu beobachten. Dies führe zu immer mehr sozialem Unfrieden. Dr. Kessler schlug konkrete Maßnahmen vor, die von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft umgesetzt werden müssen:
1. Steuern auf Krisengewinne
2. Stärkerer Klimaschutz durch Klimagerechtigkeit
3. Reform des Gesundheitssystems
4. Einführung einer modernen Kreislaufwirtschaft.
Insgesamt, so der Referent, benötigen wir ein neues Gleichgewicht aus Mehr (grüne Industrie, Investitionen in Forschung und Bildung, Pflege und Naturschutz) und Weniger (graue Industrie, Massentierhaltung, spekulative Finanzanlagen).
In der anschließenden Diskussion trat zutage, wie wichtig das Wirken eines christlichen Sozialverbandes wie Kolping ist. In seinen Aktivitäten, insbesondere in der Bildung und im Einsatz in der Einen Welt, werde die Katholische Soziallehre als Fundament einer gerechten Gesellschaft deutlich. Dr. Kessler zitierte zum Abschluss den früheren tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht".
Text: Ewald Kommer
Bilder: Georg Dürr