Alles Luther, oder was?

Kolping-Glaubenstag für Männer in Weißenburg. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Reformators Martin Luther und der Reformation stand im Mittelpunkt des Kolping-Glaubenstages. Außerdem besichtigte man die Andreas-Kirche gemeinsam mit Heinz Ottinger, der viele interessante Fakten zur Bau- und Religionsgeschichte des Gotteshauses zu vermitteln wusste.

Der stellvertretende Kolping-Diözesanvorsitzende Bernhard Bräunlein begrüßte die Teilnehmer und den Referenten im Pfarrheim St. Willibald. Pfarrer Hans-Tilman Golde verwies nach einer spannenden Erzählung seines biographischen Werdeganges, der ihn in der DDR über Stationen im Trabant-Werk Zwickau und einer Zeit als „Bausoldat“ zum Theologiestudium brachte, auf die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Vom Thesenanschlag 1517 über die Verbrennung der päpstlichen Bannbulle 1520 bis hin zur Confessio Augustana 1530 ließ Pfarrer Golde das Reformationsgeschehen vor den Augen der Zuhörer vorbeiziehen. Neben Martin Luther ging er auf Thomas Müntzer und Philipp Melanchthon ein, berichtete von den Geschehnissen auf der Wartburg und dem Aufenthalt Luthers in Coburg. Der Referent zählte die Veränderungen auf, die die „neue Lehre“ mit sich brachte. Auf die Frage: „Was ist katholisch, was ist evangelisch?“ antwortete Pfarrer Golde mit Erläuterungen zu den Sakramenten und zum Amtsverständnis in den beiden Konfessionen.

Heinz Ottinger, ehemaliger Kolping-Diözesanvorsitzender, schilderte die Baugeschichte der evangelischen Stadtkirche. Nach den Vorgängerbauten strebte man um 1400 eine Kirche nach dem Vorbild von St. Sebald in Nürnberg an. Aus Geldmangel konnten dann nicht alle Pläne verwirklicht werden und St. Andreas erhielt die heutige Form mit seiner verschobenen Achse. In einer Abstimmung in der Andreaskirche, bei der 454 Bürger anwesend waren, entschieden sich die Weißenburger am 15. November 1530 für die Annahme der Confessio Augustana, so Ottinger. Vor dem Weißenburger Konfessionsbild aus dem Jahr 1606, erläuterte Ottinger die Abbildungen zu den verschiedenen geistlichen Handlungen in der evangelischen Kirche.  Die Teilnehmer des Glaubenstages bestiegen anschließend den 1520 fertiggestellten Turm und genossen den Ausblick aus der Türmerstube.

Den Abschluss bildete die Feier der Heiligen Messe in St. Willibald mit Dekan Konrad Beyerle, der auch Kolping-Bezirkspräses ist. Beyerle verwies in seiner Hinführung auf das Reformationsgedenken zur 500-Jahr-Feier des Thesenanschlags und die Fortschritte in der ökumenischen Begegnung, die sich inzwischen ereignet hätten. Er erinnerte an das gemeinsame ökumenische Gebet in der Kathedrale im norwegischen Lund mit Papst Franziskus, der bereits 2015 die evangelische-lutherische Kirche in Rom besucht hat.

Kolping-Geschäftsführer Ewald Kommer bedankte sich bei den Referenten für ihre Ausführungen mit Souvenirs aus dem Luther-Jahr (der Luther-Playmobilfigur und einem Luther-Bier) sowie einem Kolping-Kalender für 2018.

20.11.2017