„Projekttag mit Film“ für Flüchtlings- und Regelklassen an der Staatlichen Berufsschule Eichstätt

„Geben und Nehmen“ ist der Titel des "Projekttages mit Film", der am 29. Juni 2018 mit einer Regelklasse sowie einer Berufsintegrationsklasse an der Staatlichen Berufsschule Eichstätt stattfand.

In Zusammenarbeit mit der Jugendsozialarbeit an der Berufsschule, getragen durch das Kolping-Bildungswerk Eichstätt, den die Flüchtlingsklassen betreuenden sozialpädagogischen Fachkräften des Eichstätter Kreisjugendrings sowie den Lehrkräften der teilnehmenden Klassen führte der Mischkultur e.V. den Projekttag durch. Das Ziel, die Grenzen zwi­schen den Klassen für junge Geflüchtete und Regelklassen abzu­bauen und alle Be­teiligten mit­einander ins Gespräch zu bringen, steht im Fokus. Beide Seiten lernen sich besser kennen  und diskutieren of­fen die jeweiligen Erwartungen und Ängste. Dadurch soll Ver­ständnis für die Si­tuation des jeweils Fremden geweckt werden. Langfristiges Ziel ist die Integration von Ge­flüchteten innerhalb und außerhalb der Schule.

 

Nach begrüßenden Worten des Schulleiters Wendelin Ferstl moderierten Volker Dietl und Werner Damböck vom Mischkultur e.V. die abwechslungsreichen Einheiten: Ein erster Austausch zu den Ausbildungsberufen der Regelklasse und den beruflichen Plänen der Geflüchteten deckte einige Gemeinsamkeiten auf und nahm den Teilnehmenden anfängliche Berührungsängste. Mittels Fragebögen erfolgte ein Perspektivwechsel: So beantworteten z.B. die Schüler/-innen der Regelklasse, welche Dinge sie mitnehmen würden, müssten sie fliehen.

Danach wurden die Teilnehmenden in einem interaktiven Quiz mit kontro­versen Zitaten konfrontiert und zum interkulturellen Austausch angeregt. Es folgte die Sich­tung des Dokumentarfilms „Jahfandu“ über zwei junge Flüchtlinge. Das Gesehene wurde an­hand von Fragen wie "Wie strikt sollen Regeln an Schulen für Flüchtlinge an­gewendet werden?" diskutiert. Abschließend wurde der Fragebogen ausgewertet. Dabei wur­den Tendenzen in den Ant­worten reflektiert und exemplarische Zitate diskutiert. Die projekt­tagbegleitende Ausstellung "Asyl ist Menschen­recht" von Pro Asyl in der Schulaula liefert weiterhin Hintergrundin­fos zur Situation von Geflüchteten.

 

Der Dokumentarfilm „Jahfandu“ (Regensburg/Kelheim 2016/2017, 83 Min.) beobachtet über ein halbes Jahr lang entscheidende Ent­wicklungen im Leben von zwei jungen Flüchtlingen in Bayern. Der Fokus liegt dabei nicht auf der politischen Diskussion, sondern auf der Wirklich­keit der Betroffenen. Die bei­den Protagonisten schlagen sich als Außenseiter auf der Suche nach Arbeit oder Ausbildung an der Schule durch. Ihr Herz schlägt für die Musik. Sie besu­chen Workshops und Tonstudio und produzie­ren ein Musikvideo. Die Öffentlichkeit wird durch Konzerte zunehmend auf die beiden aufmerk­sam. Daneben hoffen sie auf Anerken­nung ihres Asylgesuchs und bangen um ihre schulische Zukunft. Im Bayerischen Landtag dis­kutieren sie mit bayerischen Politiker/-innen. Der Film zeigt ein Leben, das vom Wunsch nach Normalität und Teilhabe ge­prägt ist. Die direkt dokumentierten Phasen von Euphorie und Frustration spiegeln sich wi­der im Auf und Ab zwischen Alltag und existenziellen Ereignissen. „Jahfandu“ bedeutet „sich nicht unterkriegen lassen, weiterkämpfen“. Der Film wur­de u.a. an der Berufsschule Kelheim produziert.

 

Der „Projekttag mit Film“ des Mischkultur e.V. aus Regensburg macht im Schuljahr 2017/2018 an insgesamt 21 bayerischen Berufs­schulen mit Flüchtlingsbeschulung Station. Neben dem „Projekttag mit Film“ realisiert der gemeinnützige Verein Kulturveranstaltungen, Workshops, Fortbildun­gen, Vor­träge sowie Unterricht im Bereich der Musik, der Darstellenden, der Bildenden und der Medienkunst. Der Mischkultur e.V. erhielt 2012 den Kulturförderpreis der Stadt Regens­burg.

09.07.2018